250 € für 10 kg Ziege erscheint ganz schön viel. Dachten wir auch. Aber tatsächlich werden mit diesem Preis gerade so die Kosten der Produktion gedeckt. Hier kommen unsere Berechnungen, damit die Preisgestaltung für jeden verständlich ist:
Wir kaufen die zwei Wochen alten Lämmer für 20 €/Stück. Das ist eigentlich viel zu billig, wenn man sich überlegt, dass die Geburt überwacht werden muss, die Lämmer separiert und dreimal tätglich mit der Flasche gefüttert werden. Jedes einzeln. Erst nach einigen Tagen, können sie zu mehreren am Tränkeeimer nuckeln.
Auch bei uns bekommen die Lämmer Milch. Da wir keine erwachsenen Ziegen haben (warum ist eine lange Geschichte und einen einzelnen Text wert), rühren wir die Milch aus Bio-Ziegen-Milchpulver an. Das kostet etwa 5 Euro pro Kilo und ein Lamm verbraucht rechnerisch 11 kg davon. Macht 55 €.
Um sie essen zu können, müssen die Ziegen geschlachtet und zerlegt werden. Das macht ein Metzger. Der bekommt 50 € für die Schlachtung und 40 € für das Zerlegen und Verpacken. Damit sind wir bei 165 €, die wir für das Lamm ausgeben.
Von den 250 € sind also 85 € für uns. Bei einem Stundenlohn von 8,50 €/h haben wir 10 Stunden Zeit uns um jedes Lamm zu kümmern. Das sind etwa 5 Minuten pro Tag. Auch wir tränken die Ziegen anfangs dreimal, später noch zweimal täglich. Wir versorgen sie mit Wasser und Heu, misten ihren Stall aus und streuen ein. Wir bauen ihnen Weidezäune und bringen sie morgens raus und abends wieder in den Stall. Und wenn es mittags anfängt zu regenen, holen wir sie auch rein, denn Ziegen werden nicht gerne nass.
So gesehen sind 250 € für eine Ziege eigentlich gar nicht so viel, finden wir.
Und wie senkt man den Arbeitszeitbedarf pro Tier (und damit die Kosten)? In dem man mehr Tiere hält. Das nennt man dann Economies of scale. Lernt man gleich im ersten Semester Betriebswirtschaftslehre. Also ladet eure Freunde zum Ziegenbraten ein und überzeugt sie davon, dass sie nächstes Jahr auch eine Ziege kaufen. 100 Stück könnten wir schon großziehen. Die kosten dann nur noch 210 €/Stück.
Wenn man immer so weiter macht, ist man allerdings sehr schnell beim Thema Massentierhaltung. Und darf sich jetzt überlegen, wieso es die gibt.
Wir hielten jahrelang Ziegen – während Corona war dann schluss damit. Wir mussten altershalber kürzer treten und haben die Tiere abgegeben. Dennoch hange ich sehr an den Tieren und freue mich über alles, was ich über Ziegen finde und lese. Danke für den Bericht!
Sehr guter Text